Beziehungsvolle und achtsame Pflege – ich begebe mich in deine Hände

Beziehungsvolle und achtsame Pflege – ich begebe mich in deine Hände

Was bedeutet es sich Zeit für die Pflege zu nehmen? Wieso lohnt es sich seinem Kind beim Stillen, Wickeln, An- und Auskleiden oder Baden, die volle Aufmerksamkeit zu schenken? Und wie kann ich meinem Kind dabei wirklich begegnen?

Es gibt viele Möglichkeiten wie wir Zeit mit unserem Kind verbringen können, aber während der Pflege ist es möglich auf eine besondere und intime Art zusammen zu sein. Ich war stets darauf bedacht Frida zärtlich und gut zu pflegen. Jedoch gab es am Anfang viele Situationen, in denen sie zu weinen begann. Ich spürte meine Unsicherheit dabei und dachte es würde uns beiden helfen, wenn ich die Pflege schnell beende. Jedoch machte mich das traurig und unzufrieden, da ich ihr die Zeit doch eigentlich angenehm gestalten wollte.

In dem Buch „Dein Baby zeigt dir den Weg“ von Magda Gerber las ich, dass die Zeit der Pflege von besonderer Bedeutung sein kann und eine natürliche Gelegenheit meinem Kind mit ganzem Herzen zu begegnen. Daraufhin begann ich mich während dieser Situationen mit Frida zu beobachten und mein bisheriges Handeln zu hinterfragen.

Ich bin sehr froh, dass sich meine Haltung zur Pflege von Grund auf geändert hat und ich kann aus der jetzigen Situation sagen, dass wir beide dieses Zusammensein sehr genießen. In den letzten Monaten habe ich immer mehr gelernt mir wirklich Zeit zu nehmen und Frida liebevoll und achtsam zu pflegen. Ich gebe ihr dabei die Chance, sich selbst wahrzunehmen und bei der Pflege mitzuwirken. Es ist nicht immer leicht mir bewusst Zeit zu nehmen, aber wenn ich in ihre Augen blicke, sehe ich einen Menschen der sich wahrgenommen und wertgeschätzt fühlt. Ich kann an ihrem Körper erkennen, dass sie sich mit mir sicher fühlt und entspannt sowie mit Freude der gemeinsamen Zeit begegnet. Danach ist Frida bereit, wieder allein auf Entdeckungsreise zu gehen, da wir uns wirklich Aufmerksamkeit geschenkt haben.

Ich bin mir sicher, dass alle Eltern ihr bestes geben und wollen, dass es ihrem Kind gut geht. Aber was genau ist das Geschenk einer beziehungsvollen und achtsamen Pflege?

Wie wäre es, wenn du dich einmal dabei beobachtest. Wie ist deine innere Haltung vor und während der Pflege? Wo bist du mit deinen Gedanken? Nimmst du dir Zeit und begleitest die einzelnen Schritte mit Worten? Kann dein Kind mitwirken? Bist du geduldig? Schaut es dich an oder ist seine Aufmerksamkeit woanders? Bist du nur mit der Pflege beschäftigt oder machst vielleicht so gar noch etwas anderes nebenbei?

Aus den Büchern „Dein Baby zeigt dir den Weg“ von Magda Gerber, „Ein guter Start ins Leben“ von Magda Gerber und Allison Johnson, „Miteinander vertraut werden“ von Dr. Emmi Pikler und der Internetseite beginningwell.org habe ich einmal für euch ein paar Inspirationen zur beziehungsvollen und achtsamen Pflege zusammengetragen.

Diese Punkte sind kein Ultimatum oder sollen auch nicht signalisieren, dass deine Art zu Pflegen falsch ist. Aber sie können eine Möglichkeit sein, eine neue Qualität der Pflege zu eröffnen. Es ist eine weitere Chance deinem Kind zu begegnen und ihm Wertschätzung entgegenzubringen.

„Durch die Art und Weise der Berührung bekommt es wichtige Botschaften über Nähe, Liebe und Achtsamkeit, die mit Worten schwer übermittelt werden können.“ Emmi Pikler aus „Miteinander vertraut werden“

Innere Haltung:
Seine eigene Haltung zur Pflege und den damit verbunden Annehmlichkeiten, aber auch den Herausforderungen zu überprüfen ist eine gute Basis. Vielleicht kannst du dich davor ganz bewusst dafür entscheiden, deinem Kind deine volle Aufmerksamkeit zu schenken. Mach dein Handy lautlos und spreche während der Pflege auch nicht mit anderen Personen. Nimm dir ganz Zeit für dein Kind, deine Bewegungen, deine Worte.

Deine Hände:
Tagtäglich berühren wir unser Kind und seine ersten Erfahrungen sammelt es durch unsere Hände. Es bietet ihm die Möglichkeit sich durch die Weise zu erfahren wie es berührt wird. Zudem gewinnt es durch liebevolle und zärtliche Berührungen vertrauen. Manchmal hilft ein Perspektivwechsel. Stell dir doch einmal vor, dich pflegt jemand dessen Hände so groß sind wie dein Rücken. Wie würdest du berührt werden wollen?

Handlungen ankündigen:
Damit sich dein Kind auf das einstellen kann was mit ihm passiert, ist es wichtig mitzuteilen was du vor hast. Suche den Blickkontakt und kündige jeden Schritt, jede Handlung vorher an und warte einen Moment bis du das Gefühl hast dein Kind ist bereit. Durch den Klang deiner Stimme und die darauf folgenden Handlungen gewinnt dein Kind an Sicherheit und dem Gefühl der Wertschätzung. Es kann sich mehr und mehr auf das Pflegen einlassen und wird es mit der Zeit als angenehm empfinden.

Mitwirkung ermöglichen:
Gleichbleibende Abläufe sind wichtig damit dein Kind im Laufe seiner Entwicklung Schritt für Schritt mitwirken kann. Meiner Erfahrung nach ist es ein Prozess, bei dem die Entwicklungsstufe, Persönlichkeit und das Wohlbefinden mitwirken. Aus diesem Grund lohnt es sich dein Kind während der Pflege gut zu beobachten und ihm Zeit zum mitwirken zu geben. So wirst du sensibler für die kleinen Schritte die dein Kind darin geht. Vielleicht ist die erste Kooperation deines Kindes, seinen Körper während der Pflege zu entspannen. Später streckt es dir dann den Arm entgegen oder dreht sich allein auf die Seite. Kooperation bedeutet aber nicht nur, dass dein Kind immer mithilft. Respektiere auch seinen Widerstand oder Phasen in denen dein Kind bestimmte Sachen nicht mag. Gib ihm auch hier Zeit und akzeptiere wenn es nicht nach deinen Vorstellungen verläuft.

Ich denke, dass es hilfreich für dich und dein Kind ist, wenn du dich mit dem Ablauf der Pflege wohlfühlst. Habe Mitgefühl mit dir, wenn es ein wenig Zeit braucht bis du deine Sicherheit darin gefunden hast. Vielleicht hilft es dir immer mit der linken Seite zu beginnen oder ganz einfach mit dem Gesicht anzufangen und zum Schluss die Füße. Eventuell wird es auch ein bisschen dauern bis du dich daran gewöhnt hast alles mit Worten zu begleiten. Jedoch bin ich mir sicher, dass du genau deinen Stil darin finden wirst. Nimm dir Zeit dafür und bleibe geduldig auch wenn es mal nicht so klappt wie du es gern hättest. Irgendwann wirst du spüren, dass du dich dabei wohl und sicher fühlst und spätestens dann wird es deinem Kind genauso gehen.

Ich danke euch für eure Aufmerksamkeit und freue mich wenn ihr auch meinem nächsten Beitrag etwas Zeit schenkt.

Herzliche Grüße, ganz aus dem Leben, eure Maria

 

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